Tipps aus dem Training für Lehrkräfte
Wie aus Gruppen wieder Gemeinschaft wird.
Wenn eine Klassengemeinschaft funktioniert, spürt man das sofort.
Die Stimmung ist offen, wertschätzend, lebendig.
Kinder kommen gerne zur Schule, trauen sich Fragen zu stellen, lachen miteinander – und mit dir.
Doch dieses Klima entsteht nicht von allein.
Es braucht Aufmerksamkeit. Haltung. Und konkrete Handlungsschritte.
In unseren Trainings sehen wir immer wieder, wie viel sich bewegen kann, wenn Lehrkräfte bereit sind, Beziehung über Kontrolle zu stellen – und Strukturen nicht nur für, sondern mit den Kindern zu entwickeln.
1. Regeln gemeinsam entwickeln – nicht nur vorgeben
Wenn Kinder Regeln nur vor die Nase gesetzt bekommen, fühlen sie sich wie Objekte im System – nicht wie Teilnehmende.
Doch wenn sie gefragt werden: „Was brauchen wir, damit wir uns hier alle wohlfühlen?“, entsteht echte Teilhabe.
Sie beginnen, über ihre Bedürfnisse und die der anderen nachzudenken. Sie erleben sich als mitverantwortlich.
Pädagogisch entsteht hier eine doppelte Wirkung:
Kognitiv durch das Nachdenken über Werte und Konsequenzen.
Emotional durch das Gefühl: Meine Stimme zählt.
Regeln, die selbst mitgestaltet wurden, werden nicht nur eingehalten – sie werden getragen.
Regeln als gemeinsames Versprechen – statt als Verordnung von oben.
2. Tägliche Rituale schaffen Sicherheit
In einem Alltag voller Reize, Leistungsdruck und Unvorhersehbarkeit sind Rituale wie Haltestellen für die Seele.
Ein wiederkehrender Anfang (z. B. „Worauf freust du dich heute?“), ein gemeinsames Lied, ein kurzer Dankesmoment – das alles hilft, den inneren Lärm zu beruhigen.
Rituale wirken wie ein unsichtbares Geländer im Tagesverlauf.
Sie geben auch den Kindern Halt, die zu Hause kaum Struktur erleben.
Pädagogisch betrachtet, stärken Rituale das Selbstregulationsvermögen und fördern soziale Verbindlichkeit.
3. Konflikte begleiten – nicht nur verwalten
Wenn ein Streit geschlichtet wird, ohne die Emotionen dahinter zu verstehen, bleibt oft ein bitterer Nachgeschmack.
Kinder erleben sich dann entweder als Täter oder Opfer – aber nicht als Gestalter einer Lösung.
Ein bewusster Umgang mit Konflikten fragt:
-
Was ist passiert?
-
Was hast du gefühlt?
-
Was brauchst du jetzt, um es gut zu machen?
So entsteht keine Schuldzuweisung, sondern Verantwortungsübernahme.
Konfliktbegleitung ist gelebte Demokratie im Kleinen –
sie zeigt Kindern: „Du darfst Fehler machen – und bist trotzdem willkommen.“
4. Emotionen ernst nehmen – auch die unangenehmen
Viele Kinder lernen früh, dass Wut „unhöflich“, Angst „peinlich“ und Traurigkeit „zu viel“ ist.
Das Problem: Gefühle, die keinen Raum bekommen, suchen sich irgendwann ihren eigenen.
Wenn Kinder hingegen spüren: „Hier darf ich sagen, wie es mir geht“, entsteht emotionale Sicherheit.
Ein einfaches Emotionsbarometer kann helfen, Worte zu finden.
Z. B.: „Ich bin heute auf Stufe 7 – eher traurig“ → „Danke, dass du das sagst.“
Pädagogisch ist das die Basis für emotionale Intelligenz –
und für ein Miteinander, das von Mitgefühl statt Missverständnis lebt.
5. Stärken sehen – und laut aussprechen
Kinder hören oft, was nicht gut war: „Sei leiser. Konzentrier dich. Nicht so zappeln.“
Aber was, wenn sie hören: „Ich hab gesehen, wie du deinem Banknachbarn geholfen hast – das war toll.“
Stärken zu benennen bedeutet:
🔍 Hinschauen, wo es leicht fällt.
💬 Sagen, was sonst zu leise bleibt.
💡 Erkennen, was wachsen darf.
Das stärkt das Selbstbild.
Denn was wir über uns glauben, formt unser Verhalten.
Wer als hilfsbereit, mutig oder empathisch wahrgenommen wird, verhält sich mit der Zeit genau so.
Lob ist keine pädagogische Nettigkeit.
Es ist eine Brücke zwischen dem, was ein Kind ist – und dem, was es sein kann.
Unsere Haltung bei SOKO-NRW
Wir glauben: Ein gutes Klassenklima ist kein Zufall – sondern das Ergebnis von bewusster Beziehungsarbeit.
Und jede Lehrkraft kann dazu beitragen.
Mit kleinen Schritten. Mit Herz. Und mit einer klaren Haltung.
In unseren Trainings begleiten wir Klassen und Lehrkräfte dabei, aus Einzelnen ein echtes Wir entstehen zu lassen – nicht durch Druck, sondern durch Verbindung.